Präsentieren wird immer wichtiger. In der heutigen Informationsflut ist es schwierig herauszustechen. Doch wer Wissen vermitteln will, braucht auch Präsentationsfähigkeiten, damit die Botschaft verstanden und gehört wird. Jutta Rump und Sibylle Sommerer erzählen, welche Fettnäpfchen es gerade in der Kommunikation mit diversen Teams gibt und wie die Digitalisierung die Art zu präsentieren verändert.
Jede Person kommt von Zeit zu Zeit in die Situation, in der es darum geht, sich selbst oder das Unternehmen, in dem man arbeitet, zu präsentieren. Sei es bei einer Bewerbung, einem Workshop, einem Verkaufsgespräch oder bei einem Networking-Apéro. Wer sich vor dem Auftritt einige Gedanken macht, startet besser in die nächste Präsentation.
Präsentieren Frauen anders als Männer?
Ja, meint Rump «Frauen sind zurückhaltender. Sie trauen sich z.B. weniger, eine Teamarbeit zu präsentieren und bleiben dadurch seltener in Erinnerung». Dies sei gesellschaftlich bedingt und auf die Erziehung und Sozialisierung zurückzuführen. Trotz aller Fortschritte würden alte Muster von Generation zu Generation weitergegeben und hielten sich hartnäckig. «Unternehmen können dem entgegenwirken, indem sie die Thematik ansprechen und Frauen explizit ermutigen, die Bühne zu betreten», so Rump.
«Ich höre oft, dass Männer sich mehr auf das WAS der Präsentation, also auf den Inhalt und die Fakten fokussieren und weniger auf die Art und Weise WIE sie präsentieren. Und dass deshalb Männer eher dazu neigen, direkter zu kommunizieren. Frauen hingegen würden oft mehr nonverbale Signale, wie Gestik und Mimik, senden. Das mag stimmen, aber diese Unterschiede sind stark generalisierend», so Sommerer. Sie rät deshalb, sich nicht von gesellschaftlichen Stereotypen und Erwartungen beeinflussen zu lassen und sich eigene Ziele zu setzen. «Überlegen Sie sich lieber, wie Sie wirken wollen», fügt sie hinzu.
Wie Digitalisierung den Auftritt verändert
«Die Digitalisierung führt zu einer Versachlichung», sagt Rump. Menschen kommunizierten kürzer und effizienter über die digitalen Kanäle. Sie kämen schneller zum Punkt und es fehle die Bühne in Bezug auf Gestik und Rhetorik. Dies bestätigt auch Sommerer: «Zuhörer/-innen sehen die präsentierende Person oft gar nicht oder wenn, dann nur von der Brust an aufwärts. Dies macht das Erkennen von nonverbalen Signalen schwieriger und die Stimme wird wichtiger».
Sommerer gibt zudem auch gleich Tipps, wie man trotzdem «sichtbar» bleibt: «Schalten Sie die Kamera ein und platzieren Sie diese so, dass diese auf Augenhöhe ist. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Hände und dadurch Ihre Gestik sichtbar sind. Tragen Sie Kleidung, die sich von Ihrem Hintergrund abhebt, damit Sie nicht mit diesem verschmelzen und schauen Sie beim Sprechen in die Kamera und nicht auf den Bildschirm. Sie werden sehen, mit diesen Tipps wird sich auch Ihre Stimme verändern: Sie wird adressierter, überzeugender und weniger monoton».
Diversität und Fettnäpfchen
Wenn es um Diversität geht, raten sowohl Sommerer als auch Rump sich erstmals über das Publikum zu informieren. Welche demografischen und kulturellen Hintergründe, Altersgruppen, Geschlechter und beruflichen Kontexte sind vertreten? Anschliessend können Sie sich entsprechend vorbereiten und sicherstellen, dass sie möglichst keine Stereotypen bedienen. «Vermeiden Sie Vorurteile wie: Ältere Menschen sind digital nicht sehr versiert oder die jungen Leute sind faul und interessieren sich nur für die Anzahl Ferienwochen», so Rump. Natürlich versucht man möglichst immer nicht in Stereotype zu verfallen; wenn man weiss, wer vor einem sitzt, werden einem aber vielleicht noch weitere Dinge bewusst, auf die diese Leute sensibel sein könnten und man kann das Wording anpassen.
Gleichzeitig darf man aber auch nicht zu streng mit sich selber sein. «Jeder Mensch hat Stereotype im Kopf. Solange man sich deren bewusst ist und nicht in Vorurteile abdriftet, ist dies auch okay. Sie dürfen ruhig so sein wie Sie sind, ohne die Angst immer etwas falsch zu machen. Solange Sie offen für Rückmeldungen sind und immer an sich arbeiten», sagt Rump. Dies bestätigt auch Sommerer: «Nobody is perfect. Verlangen Sie Feedback und nehmen Sie es ernst. Damit begegnen Sie Ihrem Publikum auf Augenhöhe».
Authenzität als Erfolgsfaktor
«Ich persönlich habe dann einen guten Eindruck vom Speaker/-in, wenn die Person mir das Gefühl gibt, sie glaubt selbst an das, was sie sagt», sagt Sommerer. Authentizität ist unglaublich wichtig, wenn es darum geht, sich selbst oder das Unternehmen gut zu präsentieren. «Du kannst nur nach aussen präsentieren, was du auch gegen innen lebst» so auch Rump. In anderen Worten bedeutet dies zuerst zu schauen, worin man gut ist und wo die Stärken liegen, anschliessend kann man diese kommunizieren. «Werden Sie nicht zu einer Kopie von sich selbst, sondern kommunizieren Sie ehrlich und mit Emotionen», fügt Rump an.
Zudem gilt das Motto «Show don’t tell». «Anstelle von generellen Bekundungen wie ‘Wir legen Wert auf Nachhaltigkeit’, zeigen Sie konkret, wie Sie dies tun», so Sommerer. Und bei all dem hilft eine gute Vorbereitung: «Ich frage mich bei der Vorbereitung und noch einmal eine halbe Stunde vor dem Auftritt: Wo ist meine Leidenschaft für das Publikum? Warum schätze ich es? Wo ist meine Leidenschaft zum Thema? Was inspiriert mich daran? Wo ist meine Leidenschaft für das Ziel, das ich mir gesetzt habe? Was möchte ich erreichen und warum? Wo ist meine Leidenschaft für den Auftritt selbst? Was bringt er mir? Und schlussendlich: Wo ist meine Leidenschaft für mich selbst», schliesst Sommerer.